Wenn von italienischen
Fahrgeschäftklassikern die Rede ist, dann gehört das Tagada
mit Sicherheit dazu. Tagada gliedert sich in einer Reihe von Karussellhits
aus Italien ein, wozu unter anderem auch die Galaxy
Stahlachterbahnen und Telecombats gehören. Ob das Tagada als
eine Nachahmung des deutschen Hopsers einzustufen ist - diese Frage
sei hier nicht gestellt. Denn beide Anlagen gelten nicht als
Original. So wurden doch schon im letzten Jahrhundert die
artverwandten "Kreiselwipper" in Deutschland oder auch die "Razzle
Dazzles" in England gebaut. Bei den moderneren Nachkommen
dieser Sparte sind es aber eindeutig die Italiener gewesen,
die in Punkto Stückzahlen die Nase vorn hatten, denn
bereits im Jahr 1971 verließen beachtliche Stückzahlen des
Karusselltyps Tagada das Herstellerwerk von Spaggiari und
Barbieri in Reggio Emilia (dies war damals eine der
bedeutendsten Herstellerfirmen südlich der Alpen). Das
italienische Tagada sowie der deutsche Hopser sehen zwar
ähnlich aus, haben jedoch einen wesentlichen Unterschied: In
seiner Technik gilt Tagada als deutlich aufwändiger und es ist
genau diese abweichende Technik, die dem "Hopser aus dem Süden" eine
ganz andere Fahrt verleiht.
Im Gegensatz zum deutschen Hopser, der (wie der Name
schon sagt) im Grunde ja nur hoch hopst, verfügt Tagada auch
über eine Seitwärts Bewegungsmöglichkeit. Am kleinen Ausleger,
worauf sich die Drehscheibe befindet, sind hier seitlich zwei
Pressluft Zylinder montiert, und dank des gelenkig zum
Mittelbau verbundenen Auslegers können diese Zylinder auch
unabhängig voneinander bedient werden. Somit neigt sich die
Scheibe jeweils nach links oder auch nach rechts (wenn nur 1
Zylinder betätigt wird) und springt die Scheibe hoch (wenn
beide Zylinder gleichzeitig zum Einsatz kommen)! Dazu kommt,
dass die meisten Tagada dank dieser Pressluft-Technik
ziemlich pfiffig und schnell auf die Bedienungskommandos des
Operators reagieren. Somit ist beim Tagada doch eher von einem
schnellen Schütteln und Rütteln die Rede, als von einem
gemächlichen Hochhopsen beim Hopser. Und die Geschwindigkeit
der Drehscheibe ist mit ca. 15 Umdrehungen pro Minute auch nicht
gerade zimperlich. Tagada zeichnet sich außerdem durch seine
kompakte Bauweise aus: Eine 40 Personen fassende Anlage kommt
meistens schon mit nur knapp 13 Meter Frontlänge aus. |
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Tagada in Blackpool in
England (letzte Station im Hauted House, Jahr 2000). Foto: Michael
Bonhoff! |
Seine rasante sowie
publikumswirksame Fahrweise machte Tagada zu einer populären
Anlage, hat jedoch auch des Öfteren einen Nachteil: So ganz
ohne Zwischenfälle kommen die meisten Tagada Betreiber nicht
davon. Leichte (sowie auch gelegentlich schwerere) körperliche
Verletzungen führten dazu, dass etliche Versicherungsfirmen
diesen Karusselltyp nicht sehr gern aufnahmen. Nicht ohne Grund
gilt das Geschäft in einigen Ländern als nahezu
unvermittelbar. In den USA zum Beispiel, wo schon bei
kleinsten Verletzungen millionenschwere Schmerzensgelder
gefordert werden, gilt Tagada als schier unverkäuflich. Aber
trotz allem: Wie auch der deutsche Hopser wurde das Tagada in
den siebziger Jahren bei Schaustellern sowie Festplatzbesuchern
sehr schnell beliebt. Schon kurz nach Erscheinen der ersten
Anlagen mischten immer mehr Hersteller im durchaus lukrativen
Geschäft mit der hüpfenden Schüssel mit. In Italien wird
dieses Karussell schon seit über 35 Jahren von nahezu allen Hersteller angeboten.
Besonders große Stückzahlen schafften unter anderem Firmen wie SDC, Soriani & Moser, Top Fun, Fabbri und Emiliana Lunapark.
Aber nicht allein nur Italien gilt als typisches "Tagada
Land"; auch im benachbarten Spanien erfreut sich das Tagada
größter Beliebtheit und auch hier beschäftigen sich schon seit
vielen Jahren einige Hersteller mit der Produktion,
beispielsweise Safeco, Carascossa sowie Mundial Park. Den Namen
"Tagada" gibt es bereits seit der Einführung (also seit cirka Anfang der
siebziger Jahre) und stammt höchstwahrscheinlich von einem
damaligen Musikhit. Für die Anlagen aus Italien und Spanien
gilt er als Standardbezeichnung, obwohl im Laufe der Zeit auch
Geschäfte mit anderen Namen wie "Disco Fieber", "Zodiac", "Tagadisco",
"Crazy-Dancer" oder "Ticce Tac" auftauchten. Das Tagada gilt
heute noch immer als eine weit verbreitete und erfolgreiche
Vergnügungsanlage und schrieb zweifellos ein Kapitel
Karussellgeschichte. In manchen Ländern und Regionen hat
dieses Karussell bis heute einen Kultstatus inne. Seit dem
Ende der Achtziger Jahre gibt es auch spezielle Anlagen für Kinder! |
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Tagada auf dem Lunapark
2000 in Prato (Italien)! Foto: Michael Bonhoff. |
Wie bereits erwähnt gehört
beim Betreiben eines Tagada eine gewisse "Show" sowie viel Kontakt zu
den Fahrgästen und
aber auch dem Publikum vor dem Geschäft dazu. Auch aus diesem Grund ist
das Tagada zwar eine
echte Schaustellerattraktion, die aber in Vergnügungsparks nie
so richtig zur Geltung kam. Eine Ausnahme: Das damalige Tagada im
englischen Vergnügungspark "Blackpool". Die Anlage war zunächst als
komplett überdachte Attraktion im Park aufgestellt;
später wurde das Karussell in das "Haunted House" im "Trauma
Tower" integriert und bildete dort die letzte Station im
Inneren
dieses Horror Hauses. Ebenfalls zu einem echten Klassiker in
einem Fixpark hat sich das Tagada im Wiener Prater, unter dem
zweiten Eigentümer (Firma Sittler) entwickelt. Es ist der ganz
eigene, sehr persönliche Stil der Rekommandation, welches das
Karussell im Prater (und weit über die Grenzen von Wien
hinaus) unter Kennern und Stammgästen so bekannt werden ließ!
Sehr gut gelungen in punkto Showeffekte
ist die Drehscheibe des Tagada vom Hersteller Emiliana
Lunapark. Dieser bietet mit seinem "Tagadisco" eine Tanzfläche voller Beleuchtungselemente
unterhalb des in transparenten Farben gehaltenen Bodens. Auch die
mittlerweile nicht mehr
existierende Firma SDC griff diese Idee einmal auf und plante
sogar ein Tagada mit einem völlig transparentem Teller.
Variationen zum Tagada gab es nur wenige. Erwähnenswert sind
die Tagada speziell für Kinder, die Ende der Achtziger
Jahre von der italienischen Firma "Cavazza Diego" entwickelt wurden und schon bald mehrere
Nachahmer in Spanien fanden. Populär wurde dieses
Kindergeschäft aber auch nur im Süden von Europa.
Die wohl bemerkenswerteste Tagada Abwandlung stammt aus dem
Jahre 1983 und kam von SDC in einer Zeit, als die Hochtage
sowohl vom Tagada sowie vom Hopser eigentlich schon fast
vorbei schienen. Die italienische Firma baute damals für den
deutschen Schausteller Paul Müller aus Bremen ein sehr
aufwändiges Doppel Tagada in teuflischer Aufmachung. Dieses Unikat
wechselte seither zwar schon mehrmals den Besitzer, befindet
sich aber noch heute auf der Reise!
Obwohl die Vergnügungsanlage Tagada nun 40 Jahre nach
ihrer Einführung mit Sicherheit als echter Klassiker einzustufen ist, werden die einzelnen Anlagen diesen Status
in der Regel kaum erreichen. Die Fahrweise sowie die bei manchem Exemplar
überzogene Art des Betreibens führen leider nicht selten zu
einem erheblichen Verschleiß der Pneumatik und der
Stahlkonstruktion der Schüssel und machen dadurch die Anlagen
relativ wartungsbedürftig. Aufgrund der enormen Stückzahlen
gebauter Tagada wird man der tanzenden Trommel aber noch
über viele Jahre hinweg in aller Welt begegnen. |
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Überdachter Tagada im
Luneur Park in Rom (Italien). Foto: Michel Bonhoff. |
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